Wanderweg der verschwundenen Dörfer
Geschichte und Streckenweg
Auf alten Wegen gehend wird der Besucher an vergangene Urbanität unserer Heimat herangeführt. Vor Allem soll den verschwundenen Siedlungsstätten auf dem Truppenübungsplatz Baumholder ein Andenken gesichert werden. Kennen doch die jüngeren Menschen der Region heute schon nicht mehr ihre Namen.
14 Kilometer - 14 verschwundene Dörfer
Der Ort Reichenbach war auf vielfältige Art mit den verschwundenen Dörfer verbunden, verwandtschaftliche Bande, Zugehörigkeit zum gleichen Kirchspiel, gleiche Traditionen und am gleichen Wege liegend.
In Reichenbach kreuzen sich zwei uralte Fernrouten.
Der Weg von Metz über Wallerfangen-Tholey-Wolfersweiler-Reichenbach-Ausweiler-Breungenborn-Sien-Hundsbach-Sobernheim- Waldböckelheim-Kreuznach nach Mainz und der Weg von Landstuhl über Kusel- Baumholder- Reichenbach-Nohen-Birkenfeld-Rinzenberg-Thalfang nach Trier.
Drei Beile aus der Bronzzeit (2000-1000 v. Chr.) wurden in Nohen gefunden. Grund dafür, dass Prof. Dr. H. Baldes diese Nord- Südverbindung als Bronzestraße bezeichnet. Sie wurden zur Römerzeit wahrscheinlich teilweise als Wege ausgebaut, sind aber mit Sicherheit in graue Vorzeit zurückreichende Handelsrouten die in ihrem Verlauf immer von den Bedürfnissen
des Reisenden bestimmt wurden. Wer nur mit einer Traglast oder Saumpferd unterwegs war wird beispielsweise von Nohen kommend den kurzen Weg entlang des Hohlbaches gewählt haben. Lenkte er jedoch ein Fuhrwerk, so nahm er mit Sicherheit den etwas längeren ausgebauten Weg, der dem heutigen Wegeverlauf in etwa entspricht und auch viel später angelegt wurde.
Die Flurnamen „Heidengrübchen“ in Reichenbach und „Heidenkirche“ und „beim Heidenbaum“ in Ausweiler lassen auf vorchristliche Kultstätten schließen und deuten auf eine weit zurückgehende Besiedlung im Umfeld des Wanderweges hin.
In einem Schätzungsregister von 1465 werden für Reichenbach folgende hintersponheimische männliche Einwohner genannt:
Contz von Reichenbach
Heyntz des Schultheißen Sohn von Reichenbach
Wyckborg von Reichenbach
Thiele des Schultheißen Sohn von Reichenbach
des Schneiders Sohn Hans von Reichenbach
Jeckel der Wirt von Reichenbach
Hans Hank von Reichenbach
Claus Ruge
Wernhers Henge von Reichenbach
Thielen Hey von Reichenbach
Den Ausgangspunkt der Wanderung erreichen wir am Ortsausgang nach Nohen. Vor dem Kriegerehrenmal biegen wir links ab und fahren bis zum Transformatorenhaus. Auf der Grünfläche rechts des Weges stehen genügend Parkplätze zur Verfügung.
Der Weg ist mit roter Farbe markiert. Richtungsänderungen werden durch ein rotes gleichschenkeliges Dreieck angezeigt dessen Spitze die neue Richtung vorgibt.
Über Reichenbach hinwegschauend erblicken wir den Westteil des Truppenübungsplatzes mit der Winterhauch als Horizont. Der Sauberg mit 600 Höhenmetern ist der höchste Punkt dieses Höhenzuges. Dort wo der Talzug des Reichenbaches endet lag ehemals der Ort
Ausweiler
Am oberen Ende des Parkplatzes vor einem Schwarzdorngebüsch steht eine Infotafel mit der Wanderroute.
Der Unterbau besteht aus Sandsteinblöcken. Sie wurden am Kraunenberg in der ehemaligen Gemarkung des Dorfes gefunden, der mit seiner Zugehörigkeit zum Kirchspiel Reichenbach auf besondere Weise mit uns verbunden war. Ebenso die Sandsteine, die den Unterteil der Bank bilden.
An der alten Straße von Metz nach Mainz liegend, war Ausweiler sicher schon zur Römerzeit besiedelt. Altäre die den Göttern Mars und Herkules geweiht waren standen in der Nähe Ausweilers.
Gut möglich, dass die Sandsteine Teile davon sind, passen sie in ihren Dimensionen so gar nicht in ein kleines Bauerndorf wie Ausweiler. Vor allem die in das Kopfteil der Bank eingehauene Abbildung einer Axt, die einer römischen Streitaxt ähnlich ist , läßt die Vermutung zu.
Die erste Erwähnung des Ortes war 825 als der fränkische Edeling Herefried die Wiesen und den Wald des Ortes dem Kloster Tholey schenkte.
1937 wurde die 428 ha große Gemarkung und das Dorf Teil des Truppenübungsplatzes, 159 Menschen verließen ihre Heimstatt.
Heute ist der Ort kaum mehr in der Landschaft wahrzunehmen, intensive Übungstätigkeit in den 50er und 60er Jahren ließen wenig übrig.
In einigen Häusern Reichenbachs lebt er jedoch weiter, ihren Besitzern wurde es erlaubt nach 1945 Mauersteine in Ausweiler zum Bau ihrer Häuser zu verwenden.
Auch so manche Dachziegel aus Ausweiler schützte in Reichenbach das Mauerwerk der Häuser.
Vor allem nach dem Bombenangriff 1941 auf das Munitionslager am Feldberg, bei dem durch Luftdruckwellen in Reichenbach viele Ziegeldächer zerstört wurden, dienten die Dachziegel aus Ausweiler als Ersatz.
Ronnenberg
Weiter wandernd erreichen wir nach etwa 400 mtr. eine Bank die von einem alten Torpfosten flankiert wird. Das Sandsteinmaterial stammt von der Friedhofsmauer und dessen Eingangstor des
Ortes Ronnenberg.
Ronnenberg
544 ha umfasste die Gemarkung dieses Dörfchens das am Südhang der Hochfläche der Zwerghöhe seinen Standort hatte. Um 1000 dürfte es entstanden sein und von jeher kirchlich nach dem Flecken Baumholder orientiert. Zu Ronnenberg gehörten die am Fuße des Backesberg gelegene Backesbergermühle und die Lockersmühle sowie der Steinbruch am Weg nach Erzweiler.
Streitbare Leute mögen die Ronnenberger gewesen sein, sie stritten von 1704 bis 1764 um ein verwildertes Gelände bei der Lockersmühle mit den Baumholderern. Handgreiflichkeiten untereinander und Tätlichkeiten gegen die Obrigkeit führten im Verlauf der Jahre sogar zu Verhaftungen und Geldstrafen. Die 330 Einwohner die 1939 das Dorf verließen, nahmen friedfertig Abschied von ihrer Heimat.
Die eingangs erwähnte Römerstraße wird uns nun noch ein stückweit begleiten. Wir wandern nun auf diesem alten Weg weiter in Richtung Heimbach und erreichen nach etwa 500 mtr. eine Weggabelung.
Ein Rastplatz lädt zum ersten Verweilen ein.
Beim Bau der Wasserleitung für die Amerikaner, die entlang des Weges verläuft, wurden zahlreiche Funde aus der Römerzeit gemacht, die im Landesmuseum Trier zu sehen sind. Vor dem Rastplatz steht der Rest einer Sandsteinsäule. Ein Fundstück von der Gemarkung Breungenborn. War es eine römische Wegsäule?
Breungenborn
Am Fuße der Winterhauch, ebenfalls an der alten Straße die nach Mainz führte, lag der kleine Ort Breungenborn.
Münzfunde aus der Römerzeit und keltische Hügelgräber auf der Breungenborner Gemarkung zeugen von alter Vergangenheit.
Um 976 als Bischof Williges zu Mainz in der Winterhauch Wald roden und in Kirchenbollenbach ein Kirchlein erbauen ließ, dürfte Breungenborn enstanden sein. Ein bekannter Marktort war Breungenborn, eine Quelle nennt ihn schon 1570. Der Herzog von Zweibrücken habe dort am Michaelistag einen großen Markttag, von dem er eine Abgabe erhebe, heißt es.
Nach 1937 wurde dieser Markt in Reichenbach abgehalten, die Reichenbacher erbten ihn sozusagen. Bis in die 50er Jahre war es auch noch ein richtiger Vieh- und Krammarkt. Also auch hier wieder eine bleibende Verbindung Reichenbachs zum ehemaligen Nachbarort. Die Gemarkung war mit 689 ha recht groß für einen Ort der zur Zeit der Räumung nur 100 Einwohner hatte. Hinter der Wegegabelung biegen wir rechts ab und gehen ca. 200 mtr. über den Teerweg Richtung Reichenbach um dann an der nächsten Wegeeinmündung wieder links abzubiegen. Der Weg, den wir nun beschreiten, ist Teil der eingangs erwähnten Bronzestraße. Schwer vorstellbar, daß auf diesem Weg am 23. September 1630 der Herzog von Weimar mit einer ganzen Armee, die aus 18 000 Soldaten mit Tross bestand, auf der Flucht vor den Kaiserlichen zur damals schon steinernen Nahebrücke in Nohen marschierte.
Ohne einen Feind im Rücken wandern wir weiter bis zur nächsten Weggabelung verlassen den geschichtsträchtigen Weg, um dem rechts abbiegenden Feldweg zu folgen.
Frohnhausen
Nach 200 mtr. steht auf der rechten Wegeseite eine Sitzgelegenheit aus Sandstein. Ursprüglich war es einmal ein Fenstergewende aus Frohnhausen.
Wie alle Dörfer unserer Landschaft eine frühmittelalterliche Rodung, deren es viele gab. So auch die Siedlungen Barborn, Meiershausen und Hirschweiler in unmittelbarer Nachbarschaft zu Frohnhausen.Sie waren nicht lebensfähig und gingen wieder unter. Barborn auf der "Hug" bestand 1388 aus sechs Hofstellen. Der heute noch sprudelnde Kaiserbrunnen in der Winterhauch gehörte zu Frohnhausen. Die 188 Frohnhausener die 1937 ihre Heimat verließen lebten überwiegend von der Landwirtschaft.
1000 Ztr. Braugerste, die für ihre Qualität berühmt war, wurden auf der 556 ha großen Gemarkung erzeugt.
Vorbei an Feldern und Wiesen geht der Weg weiter bis wir nach 500 mtr. an einen überdachten Sitzplatz kommen.
Die Trockenmauer und Treppenstufen die ihn umrahmen sind Materialien, die aus dem ehemaligen Ort Zaubach stammen.
Zaubach
Dieser Rastplatz erinnert an Zaubach, die ehemals kleinste Gemeinde des Kreises Birkenfeld. 173 ha war die Gemarkung groß, die 1977 dem Truppenübungsplatz zugeschlagen wurde. 1975 lebten noch 38 Bürger in der Gemeinde. Durch Laubwald und Stangenholz führt der Weg weiter zur Landstraße nach Nohen. Dieser Weg war Grenzweg zwischen Oldenburg und Preußen. Im abfallenden Teil des Weges wird auf einen Grenzstein hingewiesen, in den auf der Wegeseite die Buchstaben GO für Großherzogtum Oldenburg eingemeißelt sind.
Nach einem kurzen Steilstück im Buchenstangenholz queren wir die Landstraße nach Nohen und biegen links ab auf einen Wiesenweg. Dem Weg folgend kommen wir in den schluchtartigen Landsgraben, überqueren den Reielsbach und gehen rechts weiter bergan. Nach 500 mtr. biegen wir links auf einen Waldweg ab, der uns am Mittelhang des Hochfelsens entlang zur Goldgrube führt. Kurz bevor wir den Wald verlassen, ist auf der linken Wegseite eine Felsnase, von der aus man einen Blick in das Nahetal werfen kann. Etwa 250 mtr. weitergehend auf der rechten Wegseite können wir in den Schacht einer alten Erzgrube schauen. Bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde dort Kupfer abgebaut. An einer kleinen Wiese vorbei gehend, erreichen wir nach einem kurzen Anstieg eine uralte Linde. In ihrem Schatten kann sich der Wanderer auf einer Bank ausruhen, deren Bestandteile Reste eines Hauses der untergegangenen Ortschaft Wieselbach sind wie auch die Trockenmauer zu ihren Füßen.
Wieselbach
In einem geschützten Seitental am Fuße der Winterhauch lag dieses idyllische Örtchen mit seiner kleinen Kirche. Wie auch Ehlenbach wurde es 992 in der gleichen Urkunde erstmals erwähnt. Wenn man seine Lage kennt, kann man sich heute noch vorstellen, daß es seinen Namen, der sich aus Wiese und Bach zusammensetzt, nicht umsonst hatte. Landschaftsbildbestimmend war mit Sicherheit der im Tal liegende Wiesengrund mit grasbewachsenen Seitentälern und Mulden. Schon im Jahre 1515 ist in einem Sendweistum die Beschreibung des Pastoreizehnten erwähnt. 1928 lebten 227 Menschen in Wieselbach die auf der 541 ha großen Gemarkung ihr Auskommen suchten. 1939 hatte diese Idylle ein Ende. Die Menschen mußten, wenn auch in eine sichere Zukunft, ihre Heimat verlassen.
Links abbiegend gehen wir talabwärts auf dem Weg weiter bis wir die alte Kreisstraße nach Kronweiler in einer Spitzkehre erreichen. Dann in Richtung Reichenbach bergan bis zur nächsten Spitzkehre. Nun der Ausschilderung folgend, ein wenig bergab dann bergan der Abbruchkante des Nahetals folgend, durch Laub- und Nadelwald zuletzt vorbei an Feldern erreichen wir die Salzleck. In Sichtweite der alten Kreisstraße erwartet uns ein Rastpunkt.
Oberjeckenbach
Die kleine Trockenmauer und die Treppenstufen vor dem Sitzplatz waren einmal Teil eines Hauses in Oberjeckenbach. Die im Bereich des Hammelfelsens liegenden Hünengräber bescheinigen dieser ehemaligen Ortschaft eine alte Vergangenheit. Der im Jahre 1858 gemachte Münzfund, der aus 1435 Münzen bestand, die aus der Römerzeit stammen, belegt eine kontinuierliche Besiedlung. Seit 1258 gehörte der Ort zum Amt Grumbach. Es war von jeher ein kleines Gemeinwesen dieses Oberjeckenbach. Die umliegenden herrschaftlichen Besitzungen wie Hohenröderhof, der Carelshof, der Hof auf der Kohlheck, der Biebelshof, der Liebfrauenhof, der Herrenhof und des alten Kellers Gut, engten seine Entwicklung ein. Die guten Böden dieser Region mögen Ursache des herrschaftlichen Besitzes gewesen sein. Dem gemeinen Bauern überließ man die kargen Böden.
356 ha war die Gemeinde groß, 56 Wohnhäuser mit 61 Familien fanden hier ihre Heimstatt als der Ort im Truppenübungsplatz aufging. 1940 wurde durch die Heeresleitung eine Wiederbesiedlung erlaubt, die 1963 beendet wurde.
Die ehemalige Kreisstraße führt uns nun weiter in Richtung Sportplatz Reichenbach. An der Kreuzung zur Außenfeuerstellung 205 am Fuße von Harzbuch können wir eine kurze Rast einlegen und uns auf einer Bank ausruhen, deren Sandsteinteile aus Ilgesheim stammen.
Ilgesheim
Die Wortendung „heim" deutet auf die nach dem Zusammenbruch der Römerherrschaft einsetzende fränkische Besiedlung hin, die um 400 n. Chr. begann.1381 hieß Ilgesheim noch „Ylingsheim", „ das Dorf des Illing", d. h. der Sohn des Illo. Ilgesheim hatte eine eigene Kirche, der Fichtenhof gehörte zur Gemeinde und die Wolfsmühle in der Steinalb wurde 1553 von Friederich von Löwenstein der Collator der Kirche zu Ilgesheim dem Johannes Henckhengs aus Ehlebach gegen einen Zins von jährlich 4 Malter Korn „Sant dilger eich“ (d. h. St. Julianer Maß) verpachtet. Am 01.04.1939 war das Ende dieses Gemeinwesens, 47 Familien, die in 44 Häusern wohnten, verließen ihre Heimat und die 560 ha große Gemarkung wurde Teil des Truppenübungsplatzes.
Ein kurzer Anstieg und Harzbuch ist erreicht. Ein Rastpunkt lädt zum Verweilen ein. Der herrliche Rundblick, der sich bietet, entschädigt für die bisherigen Mühen des Weges. In gerader Sichtlinie in den Hochwald eingebettet das höchstgelegene Dorf von Rhld.-Pfalz Hattgenstein, das Nahetal zu unseren Füßen, den Horizont beherrschen Soon-, Idar- und Hochwald
mit dem Erbeskopf, dem höchsten Berg in Rhld.-Pfalz und die Freisener Höhen sind zum Greifen nahe.
Ehlenbach
Aus Ziegelsteinen, die einmal Teil des Schornsteins eines Ehlenbacher Hauses waren, ist der Boden der überdachten Sitzgelegenheit gefertigt. Im oberen Steinalbstal gelegen, zu Füßen des Stuhlbergs, war Ehlenbach mit seiner 278 ha großen Gemarkung Heimat für 148 Menschen, die 1939 in alle Winde zerstreut wurden. Erste Erwähnung fand der Ort in einer Schenkungsurkunde von König Otto III. aus dem Jahre 992. Dem Kloster St. Alban zu Mainz schenkte er 6 Königshufen im Nahegau, wobei der Forst zwischen Kebensheim (Käfersheim) und Wiselenbach (Wieselbach) erwähnt wurde, dem späteren Standort von Ehlenbach.
Am Sportplatz vorbei, einen Blick auf Reichenbach mit seiner schönen Kirche werfend, gelangen wir auf ebenem Weg an eine Wegekreuzung. Davor auf einer Grünfläche links des Weges eine Sitzgruppe. Die Sandsteine, die Tisch und Bank tragen, sind Überbleibsel des Ortes.
Aulenbach
Der Schwerspatbrocken, der das Namensschild Aulenbachs trägt, erinnert an die Schwerspatgrube Clarashall. Im Gegensatz zu Ausweiler war Aulenbach kirchlich mit Baumholder verbunden. Wurde der Ort schriftlich erst 633 erwähnt, so weist ein Urnenfund im Jahre 1934 jedoch auf eine Besiedlung vor 2700 Jahren hin. Die Ursprünge der Schwerspatgrube Clarashall lagen auf der 459 ha großen Aulenbacher Gemarkung und die Eisenhutsmühle am Reichenbach gehörte zu Aulenbach. 1937 hatte Aulenbach 264 Einwohner. War das Verhältnis der Reichenbacher zu den Ausweiler Nachbarn ein spannungsfreies, so traf das für die Aulenbacher nicht zu. Die Reichenbacher Dorfjugend ging keiner Rauferei mit den Aulenbacher Rotärschen aus dem Wege. (Rotärsche wegen des roten Lehmbodens, der in Aulenbach vorkam.) Die ehemalige Ortslage Aulenbach ist von hier aus gut einzusehen. Eine weniger gute Erinnerung verursacht der Gedanke an das Lager für russische Kriegsgefangene auf dem Aulenbacher Kopf. Unter menschenunwürdigen Bedingungen hausten sie in einem Zeltlager und wurden zur Zwangsarbeit herangezogen. Die meisten kamen um und wurden in einem Massengrab neben dem Aulenbacher Friedhof verscharrt.
Auch die Soldaten des Strafbataillons 999 waren dort in der Nähe in einem Barackenlager untergebracht. Die wenigsten waren wohl Verbrecher, ein Wort der Kritik an den damals Herrschenden genügte zur Rekrutierung in diese Einheit. Viele wurden erschossen. Hinrichtungsort waren der Schießstand, der im heutigen Lager Aulenbach stand, und das Vorfeld eines Bunkers bei Ausweiler.
Nach wenigen Metern wenden wir uns nach rechts, folgen dem Feldweg bis zur Infrastrukturstraße, um dann rechts in Richtung Truppenübungsplatz abzubiegen. An der Platzgrenze verwehrt eine Schranke das Weitergehen. Wir gehen rechts abbiegend in Richtung Reichenbach bis zum Friedhof und betreten diesen durch den hinteren Engang. Der Leichenhalle gegenüber gewahren wir ein neugotisches Friedhofskreuz. Ursprünglich stand es auf dem Friedhof von Kefersheim.
Kefersheim
In die Zeit des 4. - 6. Jahrhunderts verweist uns der Ortsname als mögliche Gründungszeit. Die damals einwandernden Franken ließen die Namen ihrer Orte mit „ingen" oder „heim" enden. Am Fuße des Wilzenbergs, in einer geschützter Mulde liegend, war Käfersheim ein Ort, in dem sogar Wein wuchs. 1645 brachten die Einwoner denselben auf der Kyrburg, zu deren Herrschaftsbereich sie gehörten, in Sicherheit. Die heute noch intakten Streuobstbestände des Ortes mit ihrer vielfältigen Flora und Fauna sind Zeitzeugen einer ehemals intakten Dorfgemeinschaft, die auf der 319 ha großen Gemarkung ihren Lebensunterhalt erwirtschaftete. Die 210 Einwohner, die 1937 den Ort veließen, leben heute in der ganzen Republik verstreut.
Die Nachfahren des am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts berühmten Bauern und Uhrmachers Jakob Hub leben in Tessin in Mecklenburg. Seine Uhren waren in Pfalz und Hunsrück eine begehrte Handelsware. Den Friedhof verlassend, gehen wir auf der heutigen Dorfstraße weiter und setzen damit unsere Füße wieder auf einen Teil der alten Römerstraße. Die heutige Dorfstraße war wohl Teil der Römerstraße, auf der wir unsere Wanderung begonnen haben. Die Topografie und ein Fund im Jahre 1959, den Jakob Kunz bei seinem Haus machte, das rechts neben einer Grünfläche steht, der ein tönernes Ölgefäß beinhaltete, lassen es vermuten. Das Mauerwerk dieses Hauses, das in den 50er Jahren gebaut wurde, besteht weitgehend aus Mauersteinen, die in Ausweiler geholt wurden. Auf der Grünfläche erblicken wir einen Findling. Dieser Stein, der aus einem Konglomerat verschiedener Mineralien besteht, birgt eine Rarität. Mambächel, der ehemals größte Ort im heutigen Truppen- übungsplatz, war ehemals europaweit bekannt für die Achatvorkommen auf seiner Gemarkung. Vor allem der sogenannte Elefantenjaspis war eine begehrte Handelsware. Seinen illegalen Abbau und Handel verboten die Zweibrücker Herzöge bei Todesstrafe. Sogar im geologischen Museum zu Florenz ist ein Leopard aus diesem Material zu sehen. Ob im grünen Gewölbe Dresdens oder der Wiener Hofburg, in allen Kabinetten der damaligen Zeit war man bemüht, einen solchen Stein zu besitzen.
Der oben genannte Findling besteht zum Teil aus diesem einzigartigen Stein. Die Sandsteinbank daneben wurde vom Steinmetzmeister Hans Peter Pfestorf gestaltet und war ursprünglich das Türgewende eines Mambächler Hauses.
Mambächel
Mambächel war der ehemals größte Ort im Bereich des Truppenübungsplatzes. Zahlreiche Grabungsfunde aus der Steinzeit weisen auf eine alte Vergangenheit hin. Erste schriftliche Erwähnung fand er 633 in einer Schenkungsurkunde des Königshofes zu Tholey.
Die Mambächler Achate, die in der Grube Uzenbach oder auf den Feldern gefunden wurden, waren europaweit begehrte Sammlerstücke. Die Geigersmühle und der Mambächlerhof, eine kleine Siedlung am Fuße des Plättchens, gehörten zu Mambächel. Vom Mambächlerhof erzählt man sich, daß die Pfannkuchen dort nur auf einer Seite gebacken wurden. Die Erklärung: Die Häuser der Siedlung standen nur auf einer Straßenseite. 1939 kamen 238 ha der 1436 ha großen Gemarkung zu Baumholder, der Rest wurde Truppenübungsplatz. 614 Menschen verließen ihre Heimat.
Dem Verlauf der Dorfstraße folgend, kommen wir zum Schnittpunkt der beiden uralten Fernrouten die eingangs beschrieben wurden. Der Dorfname für diesen Ortsteil heißt auch heute noch Kreuzweg.
In gerader Richtung die Kreuzung querend, sehen wir rechterhand auf einem kleinen Platz einen Mühlstein, der zu einer Sonnenuhr umfunktioniert wurde, ebenfalls eine Arbeit des Steinmetzmeisters Pfestorf, und 3 Sandsteintröge. Sie symbolisieren die 3 Mühlen in der Steinalb, von denen die Schmidtenmühle und die Germannsmühle zur Gemeinde Grünbach gehörten.
Grünbach
Grünbach ist der Heimatort des Astronomen und Sehers Johannes Lichtenbergers (um 1440 - 1503). Er war Hofastrologe am Hofe Kaiser Friedrichs III.,auch als „astrologus imperialis“ Johannes Grunenbach von Beymoldern bekannt. Von Hause aus war er Pfarrer in Niederbrombach. Die Vorhersagen des pfälzischen Krieges 1504 und der Bauernaufstände 1524 begründeten seine damalige Popularität. Ihm sei die Sonnenuhr gewidmet. Sie wurde von dem Reichenbacher Uhrmachermeister Hans Krieger berechnet.
In einem Seitental der Steinalb, in einer nach Westen geschlossenen Mulde gelegen, war es bis 1939 Heimat für 364 Menschen. Die Gemarkung war mit 883 ha recht groß und liegt heute zum Großteil im Haupteinschussgebiet des Truppenübungsplatzes. Wo früher die Menschen der kärglichen Ackerkrume ihr tägliches Brot abrangen, reiht sich heute Geschosstrichter an Geschosstrichter und ist übersät von Munitionsresten. Waren hier früher Feldfrüchte die Bodenbedeckung, so entwickelt sich heute eine Pionierpflanzengesellschaft hin zum Wald.
Die letzte Station der Wanderung ist am Kriegerehrenmal Reichenbachs erreicht. In der Rasenfläche erblicken wir die Nachbildung eines Baumstammes aus Sandstein. Es ist der Grabstein des königlichen Forstaufsehers Ludwig Roeder, geb. am 20. Juli 1861 und gest. am 23. September 1884. Er stand auf dem Friedhof von Erzweiler. Der Grabstein wie auch das Friedhofskreuz sind in der Liste der Kulturdenkmäler von Rheinland-Pfalz verzeichnet.
Erzweiler
Erzweiler war im Tal der Totenalb gelegen. Die Ackerflächen auf den umliegenden Höhen, war es ein mühsames Wirtschaften, das den Bewohnern keinen großen Wohlstand zukommen ließ. Die Erzgruben in der Gemarkung ermöglichten ein karges Zubrot und waren wohl auch Namensgeber für den Ort. Durch den Krieg verzögerte sich die Aussiedlung. Die letzten Einwohner verließen 1974 den Ort.
Nun ist auch der Endpunkt unserer Wanderung erreicht. Dem Straßenverlauf folgend, erreichen wir nach wenigen hundert Metern den Ausgangspunkt und können mit einem Blick zurück noch einmal die so andere Landschaft des Truppenübungsplatzes erfassen.
Text: Fritz Kunz
Auf alten Wegen gehend wird der Besucher an vergangene Urbanität unserer Heimat herangeführt. Vor Allem soll den verschwundenen Siedlungsstätten auf dem Truppenübungsplatz Baumholder ein Andenken gesichert werden. Kennen doch die jüngeren Menschen der Region heute schon nicht mehr ihre Namen.
14 Kilometer - 14 verschwundene Dörfer
Der Ort Reichenbach war auf vielfältige Art mit den verschwundenen Dörfer verbunden, verwandtschaftliche Bande, Zugehörigkeit zum gleichen Kirchspiel, gleiche Traditionen und am gleichen Wege liegend.
In Reichenbach kreuzen sich zwei uralte Fernrouten.
Der Weg von Metz über Wallerfangen-Tholey-Wolfersweiler-Reichenbach-Ausweiler-Breungenborn-Sien-Hundsbach-Sobernheim- Waldböckelheim-Kreuznach nach Mainz und der Weg von Landstuhl über Kusel- Baumholder- Reichenbach-Nohen-Birkenfeld-Rinzenberg-Thalfang nach Trier.
Drei Beile aus der Bronzzeit (2000-1000 v. Chr.) wurden in Nohen gefunden. Grund dafür, dass Prof. Dr. H. Baldes diese Nord- Südverbindung als Bronzestraße bezeichnet. Sie wurden zur Römerzeit wahrscheinlich teilweise als Wege ausgebaut, sind aber mit Sicherheit in graue Vorzeit zurückreichende Handelsrouten die in ihrem Verlauf immer von den Bedürfnissen
des Reisenden bestimmt wurden. Wer nur mit einer Traglast oder Saumpferd unterwegs war wird beispielsweise von Nohen kommend den kurzen Weg entlang des Hohlbaches gewählt haben. Lenkte er jedoch ein Fuhrwerk, so nahm er mit Sicherheit den etwas längeren ausgebauten Weg, der dem heutigen Wegeverlauf in etwa entspricht und auch viel später angelegt wurde.
Die Flurnamen „Heidengrübchen“ in Reichenbach und „Heidenkirche“ und „beim Heidenbaum“ in Ausweiler lassen auf vorchristliche Kultstätten schließen und deuten auf eine weit zurückgehende Besiedlung im Umfeld des Wanderweges hin.
In einem Schätzungsregister von 1465 werden für Reichenbach folgende hintersponheimische männliche Einwohner genannt:
Contz von Reichenbach
Heyntz des Schultheißen Sohn von Reichenbach
Wyckborg von Reichenbach
Thiele des Schultheißen Sohn von Reichenbach
des Schneiders Sohn Hans von Reichenbach
Jeckel der Wirt von Reichenbach
Hans Hank von Reichenbach
Claus Ruge
Wernhers Henge von Reichenbach
Thielen Hey von Reichenbach
Den Ausgangspunkt der Wanderung erreichen wir am Ortsausgang nach Nohen. Vor dem Kriegerehrenmal biegen wir links ab und fahren bis zum Transformatorenhaus. Auf der Grünfläche rechts des Weges stehen genügend Parkplätze zur Verfügung.
Der Weg ist mit roter Farbe markiert. Richtungsänderungen werden durch ein rotes gleichschenkeliges Dreieck angezeigt dessen Spitze die neue Richtung vorgibt.
Über Reichenbach hinwegschauend erblicken wir den Westteil des Truppenübungsplatzes mit der Winterhauch als Horizont. Der Sauberg mit 600 Höhenmetern ist der höchste Punkt dieses Höhenzuges. Dort wo der Talzug des Reichenbaches endet lag ehemals der Ort
Ausweiler
Am oberen Ende des Parkplatzes vor einem Schwarzdorngebüsch steht eine Infotafel mit der Wanderroute.
Der Unterbau besteht aus Sandsteinblöcken. Sie wurden am Kraunenberg in der ehemaligen Gemarkung des Dorfes gefunden, der mit seiner Zugehörigkeit zum Kirchspiel Reichenbach auf besondere Weise mit uns verbunden war. Ebenso die Sandsteine, die den Unterteil der Bank bilden.
An der alten Straße von Metz nach Mainz liegend, war Ausweiler sicher schon zur Römerzeit besiedelt. Altäre die den Göttern Mars und Herkules geweiht waren standen in der Nähe Ausweilers.
Gut möglich, dass die Sandsteine Teile davon sind, passen sie in ihren Dimensionen so gar nicht in ein kleines Bauerndorf wie Ausweiler. Vor allem die in das Kopfteil der Bank eingehauene Abbildung einer Axt, die einer römischen Streitaxt ähnlich ist , läßt die Vermutung zu.
Die erste Erwähnung des Ortes war 825 als der fränkische Edeling Herefried die Wiesen und den Wald des Ortes dem Kloster Tholey schenkte.
1937 wurde die 428 ha große Gemarkung und das Dorf Teil des Truppenübungsplatzes, 159 Menschen verließen ihre Heimstatt.
Heute ist der Ort kaum mehr in der Landschaft wahrzunehmen, intensive Übungstätigkeit in den 50er und 60er Jahren ließen wenig übrig.
In einigen Häusern Reichenbachs lebt er jedoch weiter, ihren Besitzern wurde es erlaubt nach 1945 Mauersteine in Ausweiler zum Bau ihrer Häuser zu verwenden.
Auch so manche Dachziegel aus Ausweiler schützte in Reichenbach das Mauerwerk der Häuser.
Vor allem nach dem Bombenangriff 1941 auf das Munitionslager am Feldberg, bei dem durch Luftdruckwellen in Reichenbach viele Ziegeldächer zerstört wurden, dienten die Dachziegel aus Ausweiler als Ersatz.
Ronnenberg
Weiter wandernd erreichen wir nach etwa 400 mtr. eine Bank die von einem alten Torpfosten flankiert wird. Das Sandsteinmaterial stammt von der Friedhofsmauer und dessen Eingangstor des
Ortes Ronnenberg.
Ronnenberg
544 ha umfasste die Gemarkung dieses Dörfchens das am Südhang der Hochfläche der Zwerghöhe seinen Standort hatte. Um 1000 dürfte es entstanden sein und von jeher kirchlich nach dem Flecken Baumholder orientiert. Zu Ronnenberg gehörten die am Fuße des Backesberg gelegene Backesbergermühle und die Lockersmühle sowie der Steinbruch am Weg nach Erzweiler.
Streitbare Leute mögen die Ronnenberger gewesen sein, sie stritten von 1704 bis 1764 um ein verwildertes Gelände bei der Lockersmühle mit den Baumholderern. Handgreiflichkeiten untereinander und Tätlichkeiten gegen die Obrigkeit führten im Verlauf der Jahre sogar zu Verhaftungen und Geldstrafen. Die 330 Einwohner die 1939 das Dorf verließen, nahmen friedfertig Abschied von ihrer Heimat.
Die eingangs erwähnte Römerstraße wird uns nun noch ein stückweit begleiten. Wir wandern nun auf diesem alten Weg weiter in Richtung Heimbach und erreichen nach etwa 500 mtr. eine Weggabelung.
Ein Rastplatz lädt zum ersten Verweilen ein.
Beim Bau der Wasserleitung für die Amerikaner, die entlang des Weges verläuft, wurden zahlreiche Funde aus der Römerzeit gemacht, die im Landesmuseum Trier zu sehen sind. Vor dem Rastplatz steht der Rest einer Sandsteinsäule. Ein Fundstück von der Gemarkung Breungenborn. War es eine römische Wegsäule?
Breungenborn
Am Fuße der Winterhauch, ebenfalls an der alten Straße die nach Mainz führte, lag der kleine Ort Breungenborn.
Münzfunde aus der Römerzeit und keltische Hügelgräber auf der Breungenborner Gemarkung zeugen von alter Vergangenheit.
Um 976 als Bischof Williges zu Mainz in der Winterhauch Wald roden und in Kirchenbollenbach ein Kirchlein erbauen ließ, dürfte Breungenborn enstanden sein. Ein bekannter Marktort war Breungenborn, eine Quelle nennt ihn schon 1570. Der Herzog von Zweibrücken habe dort am Michaelistag einen großen Markttag, von dem er eine Abgabe erhebe, heißt es.
Nach 1937 wurde dieser Markt in Reichenbach abgehalten, die Reichenbacher erbten ihn sozusagen. Bis in die 50er Jahre war es auch noch ein richtiger Vieh- und Krammarkt. Also auch hier wieder eine bleibende Verbindung Reichenbachs zum ehemaligen Nachbarort. Die Gemarkung war mit 689 ha recht groß für einen Ort der zur Zeit der Räumung nur 100 Einwohner hatte. Hinter der Wegegabelung biegen wir rechts ab und gehen ca. 200 mtr. über den Teerweg Richtung Reichenbach um dann an der nächsten Wegeeinmündung wieder links abzubiegen. Der Weg, den wir nun beschreiten, ist Teil der eingangs erwähnten Bronzestraße. Schwer vorstellbar, daß auf diesem Weg am 23. September 1630 der Herzog von Weimar mit einer ganzen Armee, die aus 18 000 Soldaten mit Tross bestand, auf der Flucht vor den Kaiserlichen zur damals schon steinernen Nahebrücke in Nohen marschierte.
Ohne einen Feind im Rücken wandern wir weiter bis zur nächsten Weggabelung verlassen den geschichtsträchtigen Weg, um dem rechts abbiegenden Feldweg zu folgen.
Frohnhausen
Nach 200 mtr. steht auf der rechten Wegeseite eine Sitzgelegenheit aus Sandstein. Ursprüglich war es einmal ein Fenstergewende aus Frohnhausen.
Wie alle Dörfer unserer Landschaft eine frühmittelalterliche Rodung, deren es viele gab. So auch die Siedlungen Barborn, Meiershausen und Hirschweiler in unmittelbarer Nachbarschaft zu Frohnhausen.Sie waren nicht lebensfähig und gingen wieder unter. Barborn auf der "Hug" bestand 1388 aus sechs Hofstellen. Der heute noch sprudelnde Kaiserbrunnen in der Winterhauch gehörte zu Frohnhausen. Die 188 Frohnhausener die 1937 ihre Heimat verließen lebten überwiegend von der Landwirtschaft.
1000 Ztr. Braugerste, die für ihre Qualität berühmt war, wurden auf der 556 ha großen Gemarkung erzeugt.
Vorbei an Feldern und Wiesen geht der Weg weiter bis wir nach 500 mtr. an einen überdachten Sitzplatz kommen.
Die Trockenmauer und Treppenstufen die ihn umrahmen sind Materialien, die aus dem ehemaligen Ort Zaubach stammen.
Zaubach
Dieser Rastplatz erinnert an Zaubach, die ehemals kleinste Gemeinde des Kreises Birkenfeld. 173 ha war die Gemarkung groß, die 1977 dem Truppenübungsplatz zugeschlagen wurde. 1975 lebten noch 38 Bürger in der Gemeinde. Durch Laubwald und Stangenholz führt der Weg weiter zur Landstraße nach Nohen. Dieser Weg war Grenzweg zwischen Oldenburg und Preußen. Im abfallenden Teil des Weges wird auf einen Grenzstein hingewiesen, in den auf der Wegeseite die Buchstaben GO für Großherzogtum Oldenburg eingemeißelt sind.
Nach einem kurzen Steilstück im Buchenstangenholz queren wir die Landstraße nach Nohen und biegen links ab auf einen Wiesenweg. Dem Weg folgend kommen wir in den schluchtartigen Landsgraben, überqueren den Reielsbach und gehen rechts weiter bergan. Nach 500 mtr. biegen wir links auf einen Waldweg ab, der uns am Mittelhang des Hochfelsens entlang zur Goldgrube führt. Kurz bevor wir den Wald verlassen, ist auf der linken Wegseite eine Felsnase, von der aus man einen Blick in das Nahetal werfen kann. Etwa 250 mtr. weitergehend auf der rechten Wegseite können wir in den Schacht einer alten Erzgrube schauen. Bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde dort Kupfer abgebaut. An einer kleinen Wiese vorbei gehend, erreichen wir nach einem kurzen Anstieg eine uralte Linde. In ihrem Schatten kann sich der Wanderer auf einer Bank ausruhen, deren Bestandteile Reste eines Hauses der untergegangenen Ortschaft Wieselbach sind wie auch die Trockenmauer zu ihren Füßen.
Wieselbach
In einem geschützten Seitental am Fuße der Winterhauch lag dieses idyllische Örtchen mit seiner kleinen Kirche. Wie auch Ehlenbach wurde es 992 in der gleichen Urkunde erstmals erwähnt. Wenn man seine Lage kennt, kann man sich heute noch vorstellen, daß es seinen Namen, der sich aus Wiese und Bach zusammensetzt, nicht umsonst hatte. Landschaftsbildbestimmend war mit Sicherheit der im Tal liegende Wiesengrund mit grasbewachsenen Seitentälern und Mulden. Schon im Jahre 1515 ist in einem Sendweistum die Beschreibung des Pastoreizehnten erwähnt. 1928 lebten 227 Menschen in Wieselbach die auf der 541 ha großen Gemarkung ihr Auskommen suchten. 1939 hatte diese Idylle ein Ende. Die Menschen mußten, wenn auch in eine sichere Zukunft, ihre Heimat verlassen.
Links abbiegend gehen wir talabwärts auf dem Weg weiter bis wir die alte Kreisstraße nach Kronweiler in einer Spitzkehre erreichen. Dann in Richtung Reichenbach bergan bis zur nächsten Spitzkehre. Nun der Ausschilderung folgend, ein wenig bergab dann bergan der Abbruchkante des Nahetals folgend, durch Laub- und Nadelwald zuletzt vorbei an Feldern erreichen wir die Salzleck. In Sichtweite der alten Kreisstraße erwartet uns ein Rastpunkt.
Oberjeckenbach
Die kleine Trockenmauer und die Treppenstufen vor dem Sitzplatz waren einmal Teil eines Hauses in Oberjeckenbach. Die im Bereich des Hammelfelsens liegenden Hünengräber bescheinigen dieser ehemaligen Ortschaft eine alte Vergangenheit. Der im Jahre 1858 gemachte Münzfund, der aus 1435 Münzen bestand, die aus der Römerzeit stammen, belegt eine kontinuierliche Besiedlung. Seit 1258 gehörte der Ort zum Amt Grumbach. Es war von jeher ein kleines Gemeinwesen dieses Oberjeckenbach. Die umliegenden herrschaftlichen Besitzungen wie Hohenröderhof, der Carelshof, der Hof auf der Kohlheck, der Biebelshof, der Liebfrauenhof, der Herrenhof und des alten Kellers Gut, engten seine Entwicklung ein. Die guten Böden dieser Region mögen Ursache des herrschaftlichen Besitzes gewesen sein. Dem gemeinen Bauern überließ man die kargen Böden.
356 ha war die Gemeinde groß, 56 Wohnhäuser mit 61 Familien fanden hier ihre Heimstatt als der Ort im Truppenübungsplatz aufging. 1940 wurde durch die Heeresleitung eine Wiederbesiedlung erlaubt, die 1963 beendet wurde.
Die ehemalige Kreisstraße führt uns nun weiter in Richtung Sportplatz Reichenbach. An der Kreuzung zur Außenfeuerstellung 205 am Fuße von Harzbuch können wir eine kurze Rast einlegen und uns auf einer Bank ausruhen, deren Sandsteinteile aus Ilgesheim stammen.
Ilgesheim
Die Wortendung „heim" deutet auf die nach dem Zusammenbruch der Römerherrschaft einsetzende fränkische Besiedlung hin, die um 400 n. Chr. begann.1381 hieß Ilgesheim noch „Ylingsheim", „ das Dorf des Illing", d. h. der Sohn des Illo. Ilgesheim hatte eine eigene Kirche, der Fichtenhof gehörte zur Gemeinde und die Wolfsmühle in der Steinalb wurde 1553 von Friederich von Löwenstein der Collator der Kirche zu Ilgesheim dem Johannes Henckhengs aus Ehlebach gegen einen Zins von jährlich 4 Malter Korn „Sant dilger eich“ (d. h. St. Julianer Maß) verpachtet. Am 01.04.1939 war das Ende dieses Gemeinwesens, 47 Familien, die in 44 Häusern wohnten, verließen ihre Heimat und die 560 ha große Gemarkung wurde Teil des Truppenübungsplatzes.
Ein kurzer Anstieg und Harzbuch ist erreicht. Ein Rastpunkt lädt zum Verweilen ein. Der herrliche Rundblick, der sich bietet, entschädigt für die bisherigen Mühen des Weges. In gerader Sichtlinie in den Hochwald eingebettet das höchstgelegene Dorf von Rhld.-Pfalz Hattgenstein, das Nahetal zu unseren Füßen, den Horizont beherrschen Soon-, Idar- und Hochwald
mit dem Erbeskopf, dem höchsten Berg in Rhld.-Pfalz und die Freisener Höhen sind zum Greifen nahe.
Ehlenbach
Aus Ziegelsteinen, die einmal Teil des Schornsteins eines Ehlenbacher Hauses waren, ist der Boden der überdachten Sitzgelegenheit gefertigt. Im oberen Steinalbstal gelegen, zu Füßen des Stuhlbergs, war Ehlenbach mit seiner 278 ha großen Gemarkung Heimat für 148 Menschen, die 1939 in alle Winde zerstreut wurden. Erste Erwähnung fand der Ort in einer Schenkungsurkunde von König Otto III. aus dem Jahre 992. Dem Kloster St. Alban zu Mainz schenkte er 6 Königshufen im Nahegau, wobei der Forst zwischen Kebensheim (Käfersheim) und Wiselenbach (Wieselbach) erwähnt wurde, dem späteren Standort von Ehlenbach.
Am Sportplatz vorbei, einen Blick auf Reichenbach mit seiner schönen Kirche werfend, gelangen wir auf ebenem Weg an eine Wegekreuzung. Davor auf einer Grünfläche links des Weges eine Sitzgruppe. Die Sandsteine, die Tisch und Bank tragen, sind Überbleibsel des Ortes.
Aulenbach
Der Schwerspatbrocken, der das Namensschild Aulenbachs trägt, erinnert an die Schwerspatgrube Clarashall. Im Gegensatz zu Ausweiler war Aulenbach kirchlich mit Baumholder verbunden. Wurde der Ort schriftlich erst 633 erwähnt, so weist ein Urnenfund im Jahre 1934 jedoch auf eine Besiedlung vor 2700 Jahren hin. Die Ursprünge der Schwerspatgrube Clarashall lagen auf der 459 ha großen Aulenbacher Gemarkung und die Eisenhutsmühle am Reichenbach gehörte zu Aulenbach. 1937 hatte Aulenbach 264 Einwohner. War das Verhältnis der Reichenbacher zu den Ausweiler Nachbarn ein spannungsfreies, so traf das für die Aulenbacher nicht zu. Die Reichenbacher Dorfjugend ging keiner Rauferei mit den Aulenbacher Rotärschen aus dem Wege. (Rotärsche wegen des roten Lehmbodens, der in Aulenbach vorkam.) Die ehemalige Ortslage Aulenbach ist von hier aus gut einzusehen. Eine weniger gute Erinnerung verursacht der Gedanke an das Lager für russische Kriegsgefangene auf dem Aulenbacher Kopf. Unter menschenunwürdigen Bedingungen hausten sie in einem Zeltlager und wurden zur Zwangsarbeit herangezogen. Die meisten kamen um und wurden in einem Massengrab neben dem Aulenbacher Friedhof verscharrt.
Auch die Soldaten des Strafbataillons 999 waren dort in der Nähe in einem Barackenlager untergebracht. Die wenigsten waren wohl Verbrecher, ein Wort der Kritik an den damals Herrschenden genügte zur Rekrutierung in diese Einheit. Viele wurden erschossen. Hinrichtungsort waren der Schießstand, der im heutigen Lager Aulenbach stand, und das Vorfeld eines Bunkers bei Ausweiler.
Nach wenigen Metern wenden wir uns nach rechts, folgen dem Feldweg bis zur Infrastrukturstraße, um dann rechts in Richtung Truppenübungsplatz abzubiegen. An der Platzgrenze verwehrt eine Schranke das Weitergehen. Wir gehen rechts abbiegend in Richtung Reichenbach bis zum Friedhof und betreten diesen durch den hinteren Engang. Der Leichenhalle gegenüber gewahren wir ein neugotisches Friedhofskreuz. Ursprünglich stand es auf dem Friedhof von Kefersheim.
Kefersheim
In die Zeit des 4. - 6. Jahrhunderts verweist uns der Ortsname als mögliche Gründungszeit. Die damals einwandernden Franken ließen die Namen ihrer Orte mit „ingen" oder „heim" enden. Am Fuße des Wilzenbergs, in einer geschützter Mulde liegend, war Käfersheim ein Ort, in dem sogar Wein wuchs. 1645 brachten die Einwoner denselben auf der Kyrburg, zu deren Herrschaftsbereich sie gehörten, in Sicherheit. Die heute noch intakten Streuobstbestände des Ortes mit ihrer vielfältigen Flora und Fauna sind Zeitzeugen einer ehemals intakten Dorfgemeinschaft, die auf der 319 ha großen Gemarkung ihren Lebensunterhalt erwirtschaftete. Die 210 Einwohner, die 1937 den Ort veließen, leben heute in der ganzen Republik verstreut.
Die Nachfahren des am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts berühmten Bauern und Uhrmachers Jakob Hub leben in Tessin in Mecklenburg. Seine Uhren waren in Pfalz und Hunsrück eine begehrte Handelsware. Den Friedhof verlassend, gehen wir auf der heutigen Dorfstraße weiter und setzen damit unsere Füße wieder auf einen Teil der alten Römerstraße. Die heutige Dorfstraße war wohl Teil der Römerstraße, auf der wir unsere Wanderung begonnen haben. Die Topografie und ein Fund im Jahre 1959, den Jakob Kunz bei seinem Haus machte, das rechts neben einer Grünfläche steht, der ein tönernes Ölgefäß beinhaltete, lassen es vermuten. Das Mauerwerk dieses Hauses, das in den 50er Jahren gebaut wurde, besteht weitgehend aus Mauersteinen, die in Ausweiler geholt wurden. Auf der Grünfläche erblicken wir einen Findling. Dieser Stein, der aus einem Konglomerat verschiedener Mineralien besteht, birgt eine Rarität. Mambächel, der ehemals größte Ort im heutigen Truppen- übungsplatz, war ehemals europaweit bekannt für die Achatvorkommen auf seiner Gemarkung. Vor allem der sogenannte Elefantenjaspis war eine begehrte Handelsware. Seinen illegalen Abbau und Handel verboten die Zweibrücker Herzöge bei Todesstrafe. Sogar im geologischen Museum zu Florenz ist ein Leopard aus diesem Material zu sehen. Ob im grünen Gewölbe Dresdens oder der Wiener Hofburg, in allen Kabinetten der damaligen Zeit war man bemüht, einen solchen Stein zu besitzen.
Der oben genannte Findling besteht zum Teil aus diesem einzigartigen Stein. Die Sandsteinbank daneben wurde vom Steinmetzmeister Hans Peter Pfestorf gestaltet und war ursprünglich das Türgewende eines Mambächler Hauses.
Mambächel
Mambächel war der ehemals größte Ort im Bereich des Truppenübungsplatzes. Zahlreiche Grabungsfunde aus der Steinzeit weisen auf eine alte Vergangenheit hin. Erste schriftliche Erwähnung fand er 633 in einer Schenkungsurkunde des Königshofes zu Tholey.
Die Mambächler Achate, die in der Grube Uzenbach oder auf den Feldern gefunden wurden, waren europaweit begehrte Sammlerstücke. Die Geigersmühle und der Mambächlerhof, eine kleine Siedlung am Fuße des Plättchens, gehörten zu Mambächel. Vom Mambächlerhof erzählt man sich, daß die Pfannkuchen dort nur auf einer Seite gebacken wurden. Die Erklärung: Die Häuser der Siedlung standen nur auf einer Straßenseite. 1939 kamen 238 ha der 1436 ha großen Gemarkung zu Baumholder, der Rest wurde Truppenübungsplatz. 614 Menschen verließen ihre Heimat.
Dem Verlauf der Dorfstraße folgend, kommen wir zum Schnittpunkt der beiden uralten Fernrouten die eingangs beschrieben wurden. Der Dorfname für diesen Ortsteil heißt auch heute noch Kreuzweg.
In gerader Richtung die Kreuzung querend, sehen wir rechterhand auf einem kleinen Platz einen Mühlstein, der zu einer Sonnenuhr umfunktioniert wurde, ebenfalls eine Arbeit des Steinmetzmeisters Pfestorf, und 3 Sandsteintröge. Sie symbolisieren die 3 Mühlen in der Steinalb, von denen die Schmidtenmühle und die Germannsmühle zur Gemeinde Grünbach gehörten.
Grünbach
Grünbach ist der Heimatort des Astronomen und Sehers Johannes Lichtenbergers (um 1440 - 1503). Er war Hofastrologe am Hofe Kaiser Friedrichs III.,auch als „astrologus imperialis“ Johannes Grunenbach von Beymoldern bekannt. Von Hause aus war er Pfarrer in Niederbrombach. Die Vorhersagen des pfälzischen Krieges 1504 und der Bauernaufstände 1524 begründeten seine damalige Popularität. Ihm sei die Sonnenuhr gewidmet. Sie wurde von dem Reichenbacher Uhrmachermeister Hans Krieger berechnet.
In einem Seitental der Steinalb, in einer nach Westen geschlossenen Mulde gelegen, war es bis 1939 Heimat für 364 Menschen. Die Gemarkung war mit 883 ha recht groß und liegt heute zum Großteil im Haupteinschussgebiet des Truppenübungsplatzes. Wo früher die Menschen der kärglichen Ackerkrume ihr tägliches Brot abrangen, reiht sich heute Geschosstrichter an Geschosstrichter und ist übersät von Munitionsresten. Waren hier früher Feldfrüchte die Bodenbedeckung, so entwickelt sich heute eine Pionierpflanzengesellschaft hin zum Wald.
Die letzte Station der Wanderung ist am Kriegerehrenmal Reichenbachs erreicht. In der Rasenfläche erblicken wir die Nachbildung eines Baumstammes aus Sandstein. Es ist der Grabstein des königlichen Forstaufsehers Ludwig Roeder, geb. am 20. Juli 1861 und gest. am 23. September 1884. Er stand auf dem Friedhof von Erzweiler. Der Grabstein wie auch das Friedhofskreuz sind in der Liste der Kulturdenkmäler von Rheinland-Pfalz verzeichnet.
Erzweiler
Erzweiler war im Tal der Totenalb gelegen. Die Ackerflächen auf den umliegenden Höhen, war es ein mühsames Wirtschaften, das den Bewohnern keinen großen Wohlstand zukommen ließ. Die Erzgruben in der Gemarkung ermöglichten ein karges Zubrot und waren wohl auch Namensgeber für den Ort. Durch den Krieg verzögerte sich die Aussiedlung. Die letzten Einwohner verließen 1974 den Ort.
Nun ist auch der Endpunkt unserer Wanderung erreicht. Dem Straßenverlauf folgend, erreichen wir nach wenigen hundert Metern den Ausgangspunkt und können mit einem Blick zurück noch einmal die so andere Landschaft des Truppenübungsplatzes erfassen.
Text: Fritz Kunz